Dissertationsprojekte
Entwicklung der mündlichen Erklärkompetenz bei Seiteneinsteigerinnen und Seiteneinsteigern in der Sekundarstufe I (Arbeitstitel) |
Um die Teilnahme an Unterrichtsgesprächen erfolgreich gestalten zu können, spielt für Schülerinnen und Schüler der Gebrauch von spezifischen Diskurskompetenzen wie z.B. das Erklären oder Argumentieren eine maßgebliche Rolle. Neu zugewanderte Jugendliche in das deutsche Schulsystem müssen diese Diskurspraktiken und die dazugehörigen sprachlichen Mittel in verkürzter Zeit erst auf- und ausbauen.
Die Forschungsarbeit beschäftigt sich mit der Entwicklung der Erklärkompetenz bei Seiteneinsteigerinnen und Seiteneinsteigern innerhalb eines Schuljahres. Datengrundlage sind im Projekt ForEST (Formative Evaluation von SPRINT) erhobene mündliche Sprachproben, die über einen Zeitraum von drei Jahren (2016 – 2019) an bayerischen Realschulen in besonderen Sprachförderklassen erhoben und hinsichtlich der für die Diskurskompetenz Erklären relevanten Gesichtspunkten ausgewertet und analysiert werden. |
Betreuerin: Prof. Dr. Magdalena Michalak
Kontakt: Simone Lotter |
Kulturgeschichts- und Sprachvermittlung im Museum (Arbeitstitel) |
Museen können als Orte der Bildung und Freizeit einen wichtigen Beitrag zur Unterstützung der Integration von neuzugewanderten Menschen aus unterschiedlichen Kulturen leisten, da ihnen dort kulturelle Teilhabe und interkultureller Austausch ermöglicht (vgl. Czech/Kirmeier/Sgoff 2014) sowie die Kulturgeschichte ihres neuen Heimatlandes nähergebracht und vermittelt werden kann (vgl. Weinrich/Kirmeier 2017). Dabei können sie ihre eigenen Kenntnisse (kulturelle sowie sprachliche) in die Museumsarbeit einbringen (vgl. Wagner 2017). Die Grundlage für die Arbeit im Museum bildet eine für die jeweilige Zielgruppe angemessene Sprache. Diese ist neben einem Verständnis für die Kultur des Ziellandes elementar für eine gelungene Integration. In museumspädagogischen Programmen, die sich an Neuzugewanderte richten, muss somit die Vermittlung von kulturgeschichtlichen Inhalten sprachbewusst gestaltet sein. Denn dadurch kann ebenso die sprachliche Entwicklung der Zielgruppe gefördert werden (vgl. Rottmann 2005). Im deutschen Sprachraum existiert für die Entwickler solcher Programme, die MuseumspädagogInnen, bisher jedoch keine geeignete Hilfestellung. Diese Lücke wird versucht in dem geplanten Dissertationsprojekt zu schließen, indem nach einem Überblick über die derzeitige Kulturgeschichts- und Sprachvermittlung in bzw. museumspädagogische Arbeit mit Neuzugewanderten in europäischen Museen ein Leitfaden entwickelt wird, der sowohl die Berücksichtigung der Zielgruppe (neuzugewanderte Jugendliche zwischen 14 und 18 Jahren, die seit maximal zwei Jahren eine Deutschklasse der 8./9. Jahrgangsstufe oder eine Berufsintegrationsklasse besuchen) als auch die Vermittlung kulturgeschichtlicher Inhalte und Zusammenhänge sowie die Erweiterung museumsspezifischer, kulturgeschichtlicher und sprachlicher Kompetenzen beinhaltet. Als Forschungsmethode dient in diesem Projekt die von Glaser und Strauss entwickelte Grounded Theory. |
Betreuerin: Prof. Dr. Magdalena Michalak
Kontakt: Marisa Somper |
Umgang mit nichtlinearen Darstellungsformen und deren Verschriftlichung (Arbeitstitel) |
Schüler:innen mit Deutsch als Zweitsprache (DaZ) müssen nicht nur die Alltagssprache, sondern auch die Bildungs- und Fachsprache(n) der jeweiligen Fächer erlernen. Die verschiedenen Fächer haben neben den unterschiedlichen Registern eine weitere Besonderheit: neben kontinuierlichen Texten werden v.a. in den gesellschaftswissenschaftlichen und naturwissenschaftlichen Fächern nicht-lineare Darstellungsformen , wie z.B. Tabellen, Schaubilder, Diagramme etc., zur Visualisierung oder Ergänzung unterstützend einge-setzt. Die Rezeption von Diagrammen setzt voraus, dass die Schüler:innen eine Vielzahl von Kompetenzen erworben haben, da sie viele Informationen auf engem Raum transportieren (vgl. Niederhaus 2011). Von Schüler:innen wird im Unterricht oftmals erwartet, Diagramme in lineare Darstellungsformen zu transfor-mieren. Dies geschieht meist in Zusammenhang mit Aufgabenstellungen, die den Gebrauch komplexer Sprachhandlungen von den Schüler:innen fordern. So verlangt die Sprachhandlung ‚Auswerten‘ beispiels-weise, dass die Schüler:innen in vier sprachlichen Teilschritten ein Diagramm identifizieren, beschreiben, interpretieren und beurteilen (vgl. Lachmayer 2008, Michalak & Müller 2015). Neben den fachlichen An-forderungen, die an die Schüler:innen gestellt werden, kommen somit bei der Transformation der nicht-linearen Darstellung in eine lineare Darstellung sprachliche Herausforderungen – welche unabhängig von der Erstsprache der Schüler:innen sind – hinzu. Im Promotionsprojekt sollen Erkenntnisse darüber gewonnen werden, wie Schüler:innen mit und ohne DaZ Diagramme schriftlich auswerten. Die Datenbasis bildet ein Korpus aus Schüler:innentexten (7. Klasse Mittelschule), die im Rahmen des GraFau-Projekts (Grafiken im Fachunterricht: Fachlicher und sprachli-cher Umgang von Schülerinnen und Schülern mit deutscher und nichtdeutscher Erstsprache mit Grafiken im Unterricht) an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg erhoben wurden. Die Auswer-tung der Schüler:innentexte erfolgt mittels der inhaltlich strukturierenden qualitativen Inhaltsanalyse (nach Kuckartz/Rädiker 2022). Erste Ergebnisse lassen vermuten, dass Seiteneinsteiger:innen aus den Deutschklassen sich auf einzelne Auffälligkeiten in den Grafiken konzentrieren während v.a. Schüler:innen mit Deutsch als Erstsprache auf der rein deskriptiven Ebene bei der Auswertung verbleiben.
Literatur: Kuckartz, U. & Rädiker S. (2022). Qualitative Inhaltsanalyse. Methoden, Praxis, Computerunterstützung. Weinheim, Basel: Beltz Juventa Lachmayer, S. (2008). Entwicklung und Überprüfung eines Strukturmodells der Diagrammkompetenz für den Biologieunterricht. https://macau.uni-kiel.de/receive/diss_mods_00003041 Michalak, M. & Müller, B. (2016). Sprach- und Kulturlernen mit Sprach-Fach-Netzen. Arbeit an diskontinuierlichen Darstellungsformen. Materia-lien Deutsch als Fremdsprache, 94, 25-51. Niederhaus, C. (2011): Zur Förderung des Verstehens logischer Bilder in mehrsprachigen Lernergruppen. Universität Duisburg-Essen. Essen Pro-DAZ. Deutsch als Zweitsprache in allen Fächern. https://www.uni-due.de/imperia/md/content/prodaz/verstehen_logischer_bilder.pdf |
Betreuerin: Prof. Dr. Magdalena Michalak, Prof. Dr. Kirsten Schindler
Kontakt: Kirstin Ulrich |
Analyse argumentativer Kompetenzen von Zweitsprachenlernenden im Politikunterricht (Arbeitstitel) |
Argumentieren ist die Basis für eine Teilnahme an einer demokratischen Gesellschaft. Die Förderung des Argumentierens erfolgt in der Schule u.a. durch Pro-Kontra-Debatten. Das Debattieren als eine Form des mündlichen Argumentierens lernen die SchülerInnen im Deutschunterricht kennen (Grundler 2011, Krelle 2014). Diese fächerübergreifende Argumentationskompetenz wird im Politikunterricht fachspezifisch ausdifferenziert – mit dem Ziel, die kommunikative politische Handlungsfähigkeit der Schüler auf- bzw. auszubauen (Detjen et al. 2012). Im Kontext der fachlichen Inhalte sollen die Lernenden nicht nur eigene Argumente ausarbeiten, sondern auch Gegenargumente widerlegen und ihr Publikum überzeugen. Dies erfordert die Kenntnis sprachlicher Routinen und des fachspezifischen Wortschatzes (Grundler 2010) ebenso wie die Fähigkeit, die Argumente mit den Fachkonzepten der Politik in Verbindung zu setzen. Welche Herausforderung das mündliche Argumentieren im Politikunterricht für Lernende mit Deutsch als Erst- und Zweitsprache darstellt, bleibt dabei vielfach noch ein Desiderat.
Daran knüpft dieses Dissertationsprojekt an. Es werden die Zugänge der Lernenden an der Schnittstelle von Sprach- und Politikdidaktik analysiert. Als Grundlage dafür dienen Tonaufnahmen aus Debatten der 10. Klasse am Gymnasium, in denen die Verknüpfung von fachlichen und sprachlichen Aspekten beim Widerlegen von Argumenten betrachtet wird. |
Betreuerin: Prof. Dr. Magdalena Michalak |
Was ist denn hier passiert? und Wazn Teez? – oder – Wie Kinder mit heterogenen sprachlichen und kulturellen Erfahrungen (textlose) Bilderbücher in kooperativen Leseprozessen erschließen |
Im Sinne der intermedialen Auseinandersetzung im Bereich der Bilderbuch-Ästhetik hat sich das Prinzip der Mehrdeutigkeit sowie die mediale Erzählweise oder die Interpiktorialität (Kümmerling-Meibauer 2012) durchgesetzt. Das textlose Bilderbuch ist ein intermediales Bilderbuch (Bosch 2014), das sich für den Einsatz im Unterricht, insbesondere für die sprachliche Förderung hervorragend eignet. Durch die Auseinandersetzung mit den textlosen, narrativen Bilderbüchern, die sich dadurch auszeichnen, dass Text- und Figurenrede fehlen, haben Schülerinnen und Schüler die Möglichkeit, ausgehend von ihrem jeweiligen Sprachstand, sich mit dem visuellen Inhalt auseinanderzusetzen und dadurch ihre schulischen Vorerfahrungen aus der Erstsprache (L1) im Hinblick auf die Sprach- und Erzählkompetenz einzubringen und zu fördern (vgl. Dammann-Thedens und Michalak, 2012). Dabei stellt das Bilderbuch „Was ist denn hier passiert? (Neuhaus, Penzek 2015) als auch das Bilderbuch „Wazn teez?“ von Carson Ellis (2017) jeweils eine Sonderform dar. Das Bilderbuch Wazn Teez?“ (Ellis 2017) zeigt den Kreislauf des Lebens aus der Perspektive von anthropomorphen Insekten, die sich in einer fremden, aber doch verständlichen Fantasiesprache unterhalten. Die Dialoge verweisen auf Bilder, die nicht nur die Handlungen entfalten, sondern auch die Emotionen ergänzen. Das textlose Bilderbuch „Was ist denn hier passiert? (Neuhaus, Penzek 2015) hingegen kommt vollkommen ohne Text aus und präsentiert den Endpunkt einer Narration, sodass mit Hilfe der Frage, hervorgerufen durch den Titel, die Schülerinnen und Schüler dazu aufgefordert werden die Narration und damit die Ausgangslage ausgehend vom Endpunkt zu konstruieren. Dabei sind sowohl die Bilder als auch der später abspielbare Trickfilm mit Hilfe des QR-Codes fantastisch angelegt und animieren die Schülerinnen und Schüler zu offenen, narrativen und vor allem fantasievollen Erzählungen. In der explorativ angelegten Studie wurden 40 Schülerinnen und Schüler in kooperativen Leseprozessen, sowohl in Partner- als auch Gruppenarbeit, bei dem Umgang mit (textlosen) Bilderbüchern videografiert. Es wurden die Bilderbücher „Was ist denn hier passiert“ (Neuhaus, Penzek 2015) und „Wazn teez?“ von Carson Ellis (2017) herangezogen, um der Frage nachzugehen, wie Schülerinnen und Schüler mit (textlosen) Bilderbüchern umgehen. Dabei soll darauf eingegangen werden, inwieweit sich die Herangehensweise in Abhängigkeit vom Alter, sprachlichen, schulischen und kulturellen Vorerfahrungen unterscheidet, welche Rezeptionsphasen identifiziert werden können und welchen Einfluss die gewählte Sozialform und Aufgabenstellung auf die Interaktion nehmen. Literatur: Bosch, E. (2014): Texts and Peritexts in Wordless and Almost Wordless Picturebooks. In: Kümmerling-Meibauer, B. (Hg.): Picturebooks. Representation and Narration. New York: Routledge 2014, 71-90. Ellis, Carson (2017): Wazn Teez?. Nord-Süd-Verlag Katrin Dammann-Thedens & Magdalena Michalak (2012), Bildnarrationen im Fremdsprachenunterricht – Annäherungen an das Bildverstehen. Zeitschrift für Interkulturellen Fremdsprachenunterricht 17: 2, 129-142. Abrufbar unter http://zif.spz.tudarmstadt.de/jg-17-2/beitrag/Dammann_Thedens_Michalak.pdf Kümmerling-Meibauer, B. (2012): Bilder intermedial. Visuelle Codes erfassen. In: Pompe, A. (Hg.): Literarisches Lernen im Anfangsunterricht. Theoretische Reflexionen – Empirische Befunde –Unterrichtspraktische Entwürfe. Baltmannsweiler: Schneider 2012, 58-72. Kümmerling-Meibauer, B. (2015): From baby books to picturebooks for adults: European picturebooks in the new millennium. Word & Image 31:3, 249-264 Kümmerling-Meibauer, B./Meibauer, J. (2015): Picturebooks and Early Literacy. How do picturebooks support early conceptual and narrative development? In: Kümmerling-Meibauer, B. / Meibauer, J. / Nachtigäller, K. / Rohlfing, K. (Hgg.): Learning from Picturebooks. Perspectives from Child Development & Literacy Studies. New York: Routledge 2015, 13-32. Neuhaus, J. & Penzek, T. (2015). Was ist denn hier passiert? Ein Bilderbuch mit zwölf Trickfilmen. Tulipan Verlag. |
Betreuerin: Prof. Dr. Magdalena Michalak
Kontakt: Evelina Winter |